Die Einzelrichtersäle verfügen über VGA- und S-Video-Anschlussfelder von Kindermann, damit der Richter bei Bedarf von seinem Platz aus Beweismaterial auf portable Projektoren einspielen kann. Auf dem Flur wartende Zeugen ruft er über seine Sprechstelle NPS-1 von Biamp auf.
Im Gegensatz zu den eher kleinen Räumen ist die medientechnische Ausstattung der Strafkammern und Schwurgerichtssäle deutlich umfangreicher und erfüllt alle Anforderungen der Justiz.
Vor der Verlegung des Parketts wurden rund 3400 m Induktionsschleifenkabel auf dem gegossenen Estrich verklebt, damit Gehörgeschädigte der Verhandlung besser folgen können. Stichwort: barrierefreies Bauen.
Da in jedem Raum zwei zueinander phasenverschobene Schleifen mit jeweils eigenem Ampetronic Verstärker ILD 500 (bzw. ILD 1000 bei den großen Schwurgerichtssälen) in Betrieb sind und mittels Signalprozessor SP 5 individuell gepegelt wurden, kommt es in den neben- und übereinanderliegenden Räumen nicht zu einem „Übersprech“-Effekt. Der Wirkungsbereich der Induktionsanlage endet unmittelbar an der Türschwelle.
Damit alle Prozessbeteiligten die Aussagen besser verstehen und um ein Audiosignal in die Schwerhörigenanlage einspeisen zu können, wurde jeder Saal mit einer Diskussionszentrale MCS-D 200 von Beyerdynamic und neu entwickelten Sprechstellen ausgerüstet.
Obwohl das Gehäuse zunächst an die bekannte Revoluto-Sprechstelle erinnert, fällt schnell das Schwanenhalsmikrofon ins Auge, das bei Bedarf aus der Basiseinheit ausgeklappt werden kann.
Normalerweise können die Ankläger, Verteidiger und Angeklagten ihre Sprechstellen eigenständig ein- und ausschalten. Damit bei großen und teilweise hitzigen Verhandlungen der Richter das endgültige Sagen behält und für Ruhe sorgen kann, braucht er bei Bedarf über sein TPS-12G-QM Touchpanel von Crestron nur den Knopf „Zuteilungsmodus“ antippen und sofort wird der Modus aller Diskussionseinheiten umgeschaltet. Fortan kann er jedem Prozessbeteiligten mit einem Druck auf seinen Monitor separat das Wort erteilen oder entziehen. Dazu wurde jede Sprechstelle mit ihrem jeweiligen Standort im Raum aus Sicht des Senats auf dem großen Touchpanel visualisiert.
Die so genannten Präsidenten-Sprechstellen beim vorsitzenden Richter sowie beim Protokollführer wurden von Beyerdynamic modifiziert, um auf dem Flur wartende Zeugen aufrufen zu können. Ein Druck auf die neu beschriftete Taste „Aufruf“ ändert das Audiorouting, um die Flurlautsprecher zu nutzen und lässt die dazugehörige LED leuchten. Gleichzeitig signalisieren blinkende LEDs auf den Sprechstellen in den übrigen Räumen, die sich den gleichen Flurabschnitt teilen, dass in diesem Moment diese Funktion besetzt ist. Obwohl die Tische sehr groß dimensioniert sind, wollte man auf zusätzliche NPS-1-Sprechstellen wie bei den Einzelrichtern verzichten.
Eine weitere Forderung der Justiz war, eine Möglichkeit zu schaffen, Bild- und Ton-Material vom Platz des Richters, der Staatsanwaltschaft, der Verteidigung sowie vom Zeugentisch aus einspielen zu können. Bei ersterem wurde das Wandanschlussfeld QM-WMC von Crestron mit VGA, S-Video und Video- und den Tonquellen-Anschlüssen, bei den übrigen Parteien wurde die entsprechende Bodentank-Variante CG-QMFMC installiert, die mit einer Quickmedia-8x8-Matrix verknüpft sind.
Ferner gibt es fest verbaute DVD- und VHS-Player, um Beweismittel von Überwachungskameras einspielen zu können. Um diese Bild- und Tonsignale ebenfalls als Quickmedia-Quelle vorliegen zu haben, wurden die analogen Eingänge der MPS-300-Crestron-Zentrale genutzt.
Ob und welche Quelle tatsächlich im Saal gezeigt werden, obliegt dem Richter, der mit seinem Touchpanel die Auswahl trifft. Natürlich muss er immer die Gelegenheit zur Vorschau haben - das Material wird auf Wunsch über den Quickmedia-Eingang direkt auf seinem TPS-12G-QM Bedienpult wiedergegeben.
Zusätzlich zu dem 12“ großen Touchpanel für den Richter gibt es für den Saalwachtmeister eine kleinere Bedieneinheit in Form eines TPS-4000, das ebenfalls passwort-gesichert ist. Er kann über dieses Touchpanel die Raumhelligkeit (zwei dimmbare, drei schaltbare Lichtkreise bzw. außen- und innenliegender Sonnenschutz) und die Lüftungs-/ Klimaanlage einstellen.
Im Gegensatz zu den Strafkammern wurden in den beiden Schwurgerichtssälen, in denen über 50 prozessbeteiligte Personen sowie bis zu 80 Zuschauer Platz finden, zusätzlich zur üblichen Deckenbeschallung richtungsbezogene Lautsprecher installiert. Dadurch können insbesondere die Richter auf dem Podest besser orten, von welcher Partei ein Redebeitrag kommt. Das hilft dem Senat, auch mehrstündigen Verhandlungen konzentriert zu folgen. Dazu wurden die jeweiligen Diskussionssprechstellen in verschiedenen Gruppen aufgeteilt, um im NetRateBus mehrere Sprachkanäle zu nutzen.
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